Liebe Leserin, lieber Leser!
Heute wende ich mich einmal einem anderen Aspekt des Sports zu, der in der täglichen Betrachtung öfter vernachlässigt wird, dessen Bedeutung aber immer mehr erkannt wird: seinen psychischen Auswirkungen.
Da ich mit meinem 54 Jahren Bodybuilding Wettbewerbe bestreite, denken die Leute immer, dass es für mich „kein Problem“ sei mich zum täglichen Sport zu motivieren.
Abgesehen davon, dass ich einmal in der Woche einen Ruhetag einlege um meinem Körper die notwendige Erholung mit einer Massage und Sauna zu geben, kann von „keinem Problem“ beim täglichen Sport nicht die Rede sein. Auch ich – gerade ich – leide oft unter physischen Beeinträchtigungen, insbesondere im Hinblick auf einen labilen Kreislauf, der mich jede Wetterschwankung spüren lässt und neuerdings Migräne, die durch den Wechsel bedingt ist. Diese Beeinträchtigungen sind oft dermaßen massiv, dass ich subjektiv das Gefühl habe, dass schon der Weg zur Bushaltestelle „zuviel“ ist.
Daher „quäle“ ich mich dann förmlich zum Training. Bissige Zeitgenossen werfen mir dann vor, ich hätte eine „jesuitische“ Lebenseinstellung mit einem Hang zum Masochismus.
Was diese Menschen aber nicht verstehen, ist, dass ich gelernt habe, dass es mir dann nach dem Training verlässlich besser geht. Frei nach dem Spruch: „It doesn´t get easier, you just get better!“ – das Training wird auch für Leistungssportler nicht leichter, denn dieser wird durch das Training „besser“ und muss daher mehr oder härter trainieren und das wiederum ist genauso „hart“, wie es der Einsatz zu Beginn gewesen ist. Warum also der ganze Wahnsinn?
Nun ja, ebenso wahr ist die unverrückbare Tatsache, dass mich mein „sportlicher Weg“ gelehrt hat, dass, wenn mehr Menschen wüssten, wie heilsam die regelmäßige Bewegung auf den Körper UND die Psyche wirkt, JEDER freiwillig ausreichend Sport treiben würde. Das ist sozusagen eines der bestgehütesten Geheimnisse dieser Welt, der Sport ist ein Mittel um fast jede Unbill des täglichen Lebens zu lindern. Nahe an einem Allheilmittel.
Aber es ist so wie bei den meisten Dingen im Leben: bis es soweit ist, dass man zu 100 % überzeugt ist, dass etwas, das so viel Schweiß und Tränen kostet auch wirklich „wahr“ ist, muss viel Wasser die Donau hinabfließen. Man muss hindurch durch dieses Tal der Tränen.
Sport reduziert nachweislich depressive Schübe, beziehungsweise lässt sie gar nicht erst ausbrechen. Sport hilft durch schwierigste Lebensphasen insoferne hinweg, als dass er durch seine Routine die Seele „erdet“ und quälende Gedanken wieder in die richtige Balance zurückführt. Sport hilft gegen Einsamkeit, da man diesen in der Regel in der Interaktion mit Anderen durchführt. Sport zwingt zur Konzentration auf einen Bewegungsablauf und beendet auf diese Art pathologische Gedankenspiralen. Sport reduziert Aggressivität – warum wohl zieht zum Beispiel Boxen und Krafttraining vorwiegend junge Männer an? Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Mittlerweile wurde dies auch von der Medizin bereits erkannt und so wird Sport neben seinen positiven physichen Auswirkungen auch zur Bewältigung der damit verbundenen psychischen Probleme in der Krebstherapie und zur Nachbehandlung von Herzerkrankungen eingesetzt.
Daher wäre es mehr als wünschenswert, wenn wir in einer Kultur leben würden, wo die regelmäßige Sportausübung bereits in der Erziehung der Kinder so früh wie möglich so selbstverständliche wie das Erlernen des täglichen Zähneputzen wäre. Solcherart ausgebildete Kinder und Jugendliche müssten dann in weitaus geringerem Maße ihren „inneren Schweinehund“ bändigen und würden – frei nach dem Werbespruch von Nike – „JUST DO IT“ es einfach machen und nicht mit „sich herumdiskutieren“ und kämen so in den Genuss eines gesünderen physischen und psychischen Daseins mit einer erhöhten Glücksgarantie. Natürlich schützt auch der tägliche Sport nicht vor den Schicksalsschlägen des Lebens, aber er stellt eine Charakterbildung dar, die es den Menschen ermöglicht mit diesen Herausforderungen konstruktiver umzugehen. Es ist so, wie die Forderung nach dem positiven Denken: Positives Denken bedeutet ja nicht das vorhandene Negative positiv zu sehen, sondern es bedeutet auf negative Dinge positiv und vor allem konstruktiv zu regieren. Eine solche positive, konstruktive Reaktion ist Sport. Er setzt die Dinge in eine lebbare Perspektive.
Aber auch, wenn wir vielleicht nicht in den Genuss einer solchen fortschrittlichen Erziehung gekommen sind – ich zum Beispiel bin es leider nicht, da in meiner Herkunftsfamilie die Überlegenheit des Geistes vorherrschte, frei nach dem Grundsatz: „Sport ist etwas für die hirnlosen Geister, damit verschwendet man keine Zeit – studieren ist besser“ – es ist NIE ZU SPÄT um sein Leben aktiver zu gestalten!
Der liebe Gott hat uns mit einem Körper UND mit einem Verstand ausgestattet, somit ist es nur logisch BEIDE SYSTEME zu schulen und instand zu halten.
Meine lieben Leser und Leserinnen – wie immer hat es mir große Freude bereitet meine Erfahrungen mit Ihnen zu teilen und wie immer freue ich mich auf allfällige Rückmeldungen und/oder kritische Meinungen zu meiner Kollummne unter sonjafiala@gmx.at.
Herzlichst Ihre Sonja Fiala/Ele Pline