Magazin-Artikel

Gedanken zu Sophia Thiel

Von 29. Dezember 2019 September 30th, 2021 Keine Kommentare

Meine sehr verehrten Leser und Leserinnen!

Heute möchte ich Sie einmal in die für Sie vielleicht noch etwas „neue“ Welt der Social Media Apps entführen.

In den sozialen Medien hat sich im Bereich der sogenannten „Influencer“, also Personen, die andere Nutzer dieser Medien auf einem Gebiet, bspw. der Mode, oder eben des Sports „beeinflussen“ eine Person mittlerweile einen solchen Namen gemacht, dass sie bereits den Sprung nach „draussen“ geschafft hat: Sophia Thiel.

Sie vertreibt unter ihrem Namen bereits erfolgreich Parfum, Supplemente, Bücher und unlängst habe ich sogar ein Sonderheft unter ihrem Namen für Frauen zu aktuellen Themen im Bereich Sport und Ernährung im Zeitschriftenladen erspäht und sogleich gekauft. Es war wirklich gut gemacht, wenngleich es für mich nichts wesentlich Neues enthielt.

Warum ich Ihnen von Sophia Thiel erzähle?

Weil diese junge Frau, die altersmäßig noch in ihrem „Zwanzigern“ ist, mich mit ihrem Schicksal in letzter Zeit sehr bewegt.

Es begann vor einiger Zeit, als ich im Vorabendprogramm auf RTL eine Sendung sah, in der Sophia Thiel, die auch sinnvolles Kraftraining propagiert allen Ernstes gefragt wurde, ob sie denn glaube, „dass eine Frau mit solchen Muskeln wie sie den Männer überhaupt noch gefalle?“. Dazu muss bemerkt werden, dass Frau Thiel damals zwar sichtbare Muskeln hatte, diese aber keinesfalls übertrieben ausgerprägt waren, sondern optisch sehr schön anzusehen waren.

Aber alleine die Frage des Moderators versinnbildlichte für mich das Dilemma vieler Frauen: Frauen sollen nach Ansicht der Gesellschaft in erster Linie gefallen. Ob das Ergebnis der Gesundheit zuträglich ist, oder nicht, ist offensichtlich zweitrangig.

„Gefallen“ ist jedoch immer sehr subjektiv und von der jeweiligen Modeströmung abhängig. Dass diese jedoch immer noch einen Frauenkörper ohne jeglich sichtbare Muskelausprägung als „mehr attraktiv“ einschätzt, stimmt mich sehr nachdenklich und macht mich auch etwas traurig. Sichtbare Muskeldefinition ist ein offensichtlicher Ausdruck des Vorhandenseins von Muskelmasse. Muskelmasse ist für den menschlichen Körper – egal, ob dieser männlich oder weiblich ist – gesundheitlich wünschenswert, das ist wissenschaftlich völlig unbestritten. Muskelmasse verbrennt mehr Energie, das ist für den Stoffwechsel gut, in den Muskeln werden die sogenannten Myokine erzeugt, die auch für den hormonellen Bereich so wichtig sind, und, und, und…. Die Vorteile sind sehr sehr viele.

Und auf all´ dies soll „Frau“ verzichten, nur um zu gefallen?

Für mich ist das eine völlig abwegige Vorstellung, eine Vorstellung, die sich im Grunde in dieselbe Ansicht einreiht, die im traditionellen Japan Frauen die Füße verkrüppelt, nur, damit sie „zierlich-weiblich“ erscheinen. Es gibt unzählige solche kulturellen Traditionen in verschiedenen Teilen der Welt, aber die meisten betreffen eben „Traditionen“, die mit dem modernen Leben nicht mehr viel zu tun haben.

Wir sollten über diese Vorstellungen längst hinweg sein, sind es aber offensichtlich noch nicht völlig.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass ein Mann mit Muskeln je gefragt worden wäre, ob er denn glaube, „dass er noch den Damen gefalle“.

Dies ist aber nicht das Einzige, was mir bei Sophia Thiel auffiel und warum ich den Umgang der Gesellschaft mit ihr so interessant und leider auch „typisch“ finde.

Zuletzt wurde Sophia Thiel mit deutlich mehr Gewicht und nicht mehr „so gut in Form“ fotografiert und dazu gab es die hässlichsten und gemeinsten Kommentare in den sozialen Medien, die man sich nur vorstellen kann.

Das hat mich besonders nachdenklich gestimmt.

Ganz offensichtlich hat diese junge schöne Frau ein Problem mit dem Essen, vielleicht sogar eine Essstörung. Aber anstatt, dass diese Tatsache, die „Gesellschaft“ zu Mitgefühl und Sympathie veranlassen würde, erntet sie für das mögliche Vorliegen dieser Erkrankung, denn nichts Anderes sind Essstörungen, Häme und Spott.

Auch dies veranschaulicht das Dilemma vieler junger Frauen von heute: Sie versuchen einem Schönheitsideal, das ihnen von außen durch die Gesellschaft suggeriert wird, zu entsprechen und wenn sie vorübergehend „scheitern“, werden sie gnadenlos abgestraft.

Ausgangspunkt für Essstörungen sind zumeist falsche, schlechte und zu kalorienrestriktiv gehandhabte Diäten.

Jede zweite Frauenzeitschríft propagiert regelmäßig irgendeine Diät, die zumeist auf 1000 – 1500 kal/Tag basiert. Wenn man nur 2-3 kg abzunehmen hat, so kann das schon gelingen, aber meines Erachtens ist eine so geringe Anzahl von Kalorien pro Tag für eine längerfristige Diät, bei der man ein größeres Abnahmeziel vor Augen hat, ungeeignet.

Zum Gelingen eines solchen Vorhabens ist es unumgänglich, dass der Stoffwechsel, der sich bei einer Diät zwangsläufig reduziert, möglichst „obengehalten“ wird. Dies gelingt, indem man: voila: wir sind wieder bei dem Thema: Krafttraining betreibt und zweitens: die Kalorienzufuhr natürlich beschränkt, ( denn sonst nimmt man ja nicht ab ), aber indem man diese Beschränkung möglichst moderat vornimmt. Täglich sollte man maximal 2-300 kal weniger als man verbrauchen würde, „einsparen“ um abzunehmen. Natürlich dauert dann die Abnahme länger, aber sie wird eher „nachhaltig“ ausfallen, als dies bei einer sogenannten „Crashdiät“ der Fall wäre.

Warum hilft Krafttraining beim Abnehmen?

Weil Muskeln biologisch gesehen mehr Energie verbrauchen als Fett und somit den Kalorienverbrauch pro Tag erhöhen und genau das ist für das Abnehmen gut.

Sophia Thiel tut mir leid, weil sie in der Öffentlichkeit steht und ihre Probleme somit für jeden offensichtlich sind und sie daher der Bösartigkeit so mancher Zeitgenossen ausgesetzt ist und sich das natürlich auf die Seele schlägt und damit beginnt ein Teufelskreis, denn Essen ist bekanntermaßen auch ein Seelentröster.

Was meinen Sie dazu?

Wie immer freue ich mich über Ihre Zusendungen an meine Mailadresse: sonjafiala@gmx.at und verbleiben mit den besten Grüßen aus Wien

Ihre Ele Pline.

 

Sonja Fiala

Sonja Fiala

Österreichs älteste, aktive Bodybuilderin