Magazin-Artikel

Was kostet ein Bodybuilding Wettkampf?

Von 29. Dezember 2019 September 30th, 2021 Keine Kommentare

Social Media ist doch immer wieder interessant.

Unlängst habe ich den Artikel einer Bloggerin, die auch Bodybuilding Coach ist, darüber gelesen, „dass man sich genau überlegen solle, ob man sich das auch leisten könne, denn wenn man sich nicht darüber im Klaren sei, „wie teuer das sei“, könne man böse Überraschungen erleben“. Und sie führte aus:

  • Studiomitgliedschaft monatlich: mind. 20,–
  • Natürliche Lebensmittel: 500,–
  • Supplemente: 100,–
  • Coach pro Saison: 900,–
  • Personal Training: 75,– pro Einheit
  • Posing Training: 60,– pro Einheit.

Für den Wettkampf selbst veranschlagte sie:

  • 5-1000,– Reisekosten
  • Registrierung: 150,— 250,–: international
  • Lizenz: 30,– pro Jahr
  • Haare und Make up: 100 – 300,–
  • Tanning:, 70 – 150,–
  • Bikini und Schuhe: 350-1200,–
  • Schmuck und Accessoires

Summe pro Monat mit einen halben Jahr Coaching: 4585,–

Weiters führte sie aus, dass unter 150/Monat kein „seriöses“ Coaching zu haben sei.

Dann gab es einen direkten Link zu Ihrer Website.

Natürlich ist das glasklar als Werbung erkennbar.

Aber ist es auch wahr?

Auf mich – und ich bin aufgrund fortgeschrittenen Alters nicht mehr gänzlich mittellos, wirkt das sehr, sehr abschreckend. Ich stelle mir vor, wie das auf mich als junger Mensch, als ich noch studiert habe, gewirkt haben müsste: sehr sehr entmutigend.

Und ich erinnere mich an meinen ersten Wettkampf mit 50 Jahren:

  • Studiomitgliedschaft: 80,– /Monat
  • Natürliche LM: nicht mehr und nicht weniger als vorher.
  • Supplemente: ein Eiweisshake/Tag und 1 Riegel: etwa: 90,–
  • Keinen Coach, denn ich habe einfach alles gelesen, was Buchhandlungen und Internet hergaben und habe mir meinen Weg „selbst erarbeitet“.
  • Personal Training: war ebenso nicht nötig.
  • Posing Training: ich fand keinen Trainer, habe im Verband nach den Regeln gefragt und sie selbst vor dem Spiegel geübt.

Wettkampf:

  • Benzinkosten nach Leoben, einer Stadt im Bundesland Steiermark und eine Übernachtung: 120,–
  • Startgebühr: 20,–
  • Lizenz: 20,–
  • Haare und Make up: selbst gemacht.
  • Tanning: selbst gemacht: eine Flasche: 30,–
  • Bikini: aus dem Internet bestellt: 150,–
  • Schmuck und Accessoires: Bijou Brigitte: 30,–

Summe pro Monat mit einen halben Jahr „eigenem“ Coaching: 540,–

ALSO: da stehen nun: 4685,– Euro im Verhältnis zu 940,– Euro und das auch nur, weil ich in ein vergleichsweise teures Studio ging.

 

Was will ich mit diesem Vergleich sagen?

Momentan ist der Kraftsport glücklicherweise unter Jugendlichen zu so etwas wie einer Mode geworden und die ganz Begeisterten unter ihnen peilen die Teilnahme an einem Wettkampf an.

Natürlich ruft das die Geschäftemacher auf den Plan. Mittlerweile tummeln sich die „Möchtegern-Coaches“ bereits auf den Meisterschaften und „fangen“ die Neulinge regelrecht ab um ihnen Verträge aufzuschwatzen mit denen „sie das nächste Mal sicher durchstarten, denn sie hätten ja so enormes Potenzial“. Wenn dann der Kandidat nicht wie gewünscht reussiert, „ist es seine eigene Schuld, denn er hat ja die vom Coach ausgegebenen Pläne nicht befolgt“.

Die „gute, alte Masche“, sie zieht noch immer.

Ich bin als Jugendliche mit dem Besuch einer privaten Schauspielschule, auf der ich absolut nichts gelernt habe und völlig wertlose „Zertifikate“ erwarb, „reingefallen“.

Ich nenne das „Schacher mit den Träumen Jugendlicher betreiben“.

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht!“, das will heißen: Ängste sind immer da, auch finanzielle, aber die Teilnahme an einem Bodybuilding – Wettbewerb in der Amateurklasse ist keine Teilnahme an einer Olympiade. Das ist ein durchaus realistisch zu erreichendes Ziel, für das man aber eines wirklich tun muss: konsequent trainieren und Diät halten. Das kann einem niemand abnehmen, auch kein Coach.

Es gibt keinen „leichten“ Weg, den man sich „erkaufen“ könnte, während andererseits die hohen Kosten eines Coaches keine Hürde darstellen, denn sie sind oft nicht nötig.

Nichts spricht dagegen, dass man sich Rat von einem Experten holt, wenn man „unbekanntes Terrain“ erkundet, aber dieser Rat muss nicht notwendigerweise ein Coach sein. Es gibt Literatur en masse und das Internet bietet ebenfalls Informationen in Hülle und Fülle.

Als sinnvoll erachte ich es hingegen, wenn man zu Beginn der Ausübung des Kraftrainings einige Stunden bei einem seriösen Personal Trainer nimmt.

Dies deshalb, da die Tücke im Detail steckt: wenn man einmal die richtige Ausführung von schweren Grundübungen wie Kreuzheben, oder Kniebeugen gelernt hat und diese in Fleisch und Blut übergegangen sind, dann erspart man sich ziemlich sicher im späteren Leben Überlastungserscheinungen, oder gar Verletzungen.

Und, ich hatte das Glück, dass mein Personal Trainer so anständig war, dass er eines Tages zu mir sagte:“ Jetzt habe ich Dir alles beigebracht, jetzt kannst Du Dir Deine weiteren Trainingspläne durchaus selber schreiben!“ Ich tat es und erkannte, dass er recht hatte.

Er war ein anständiger Mensch, wie es sicher sehr viele in der Branche gibt, aber er inseriert auch nicht auf Facebook mit Schreckensszenarien, die, so hoffe ich keinen einzigen jungen Menschen davon abhalten werden sich in diesem wunderschönen Sport zu versuchen, nur, weil ihm das Geld fehlt…..

Ich verbleibe wie immer mit den besten Grüßen aus Wien und der Einladung, dass Sie mir unter sonjafiala@gmx.at schreiben können, wenn Sie wollen.

Herzlichst Ele Pline

 

Sonja Fiala

Sonja Fiala

Österreichs älteste, aktive Bodybuilderin